Widerstand im Coaching

Im Coaching passiert es immer wieder. Der Coachee geht in einen Widerstand, dass kennen wahrscheinlich alle Coaches und in unseren Ausbildungen machen die Lernenden in der Coachrolle auch immer wieder mal die Erfahrung. Aus Sicht des Coaches zeigt sich der Widerstand z.B. dadurch, dass der Coachee

  • der Zugang zu Erinnerungen / Ressourcen fehlt
  • sich kein Ziel finden lässt
  • die inneren Anteile verstummen
  • sich immer im Kreis dreht
  • unglaublich viele Einwände auftauchen
  • verstummt
  • Dissoziation

Da es nur zwei Akteure in dem Coaching gibt, kann die Ursache auch nur bei einem der beiden liegen. Daher sollte der Coach als erstes überprüfen, ob der Widerstand durch ihn selber verursacht wurde und daher auch von ihm gelöst werden muss. Im NLP lernen wir von Beginn an eine gute Beziehung zum Coachee aufzubauen. Über Pacing entsteht Rapport und Rapport ist u.a. die Basis dafür, dass seitens des Coachees kein Widerstand zum Coach aufgebaut wird.

Widerstand im Coaching

Widerstand gegen Widerstand ist zwecklos

ist eine gute Formel zum Umgang mit Widerstand. Den Satz habe ich aus meiner zweiten Ausbildung zum Coach und Trainer und ich finde es ist eine treffende Zusammenfassung.

Widerstand erleben wir an ganz vielen Stellen im Leben. Meist entsteht er bei geplanten, gewünschten Veränderungen oder bei dem Treffen von Unterschiedlichen Landkarten / Werten in Gesprächen von Menschen. Daher begegnen wir Widerstand auch in allen Lebenssituationen. Bei der Arbeit und in unserer Freizeit, in der Familie und beim Einkaufen. Beispiele kennst Du aus Deinem Alltag zu Genüge.

Spannend ist noch, dass man zum Widerstand gar keinen Gegenüber braucht. Wir sind uns da selbst genug. Wir können gut gegen uns Widerstand leisten. Der vernünftige Anteil möchte zum Sport und der gemütliche leistet Widerstand und bleibt auf der Couch.

In der Begegnung mit Widerstand hört man häufig, dass wir den Widerstand überwinden müssen. „Du musst Dich nur aufraffen! – Wenn Du einmal durch das Tal der Tränen gegangen bist, wird es gut werden.“

Widerstand ist nicht zwecklos – Widerstand ist ein guter Indikator

Im menschlichen Miteinander kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Das macht das Menschsein aus. Nehmen wir ein Beispiel aus einer Practitionerausbildungen. In jedem Kurs bekommen die Teilnehmer ausreichend Möglichkeit die Inhalte der NLP Ausbildung auf drei Ebenen zu erleben und so zu erlernen.

  1. Das neue Format wird durch den Lehrenden vor der Gruppe einmal live durchgeführt (Sehen)
  2. Anschließend wird in Kleingruppen geübt und dort kann jeder selbst einmal als Klient das Format an sich erleben (Spüren) oder
  3. Die Teilnehmenden können das Format als „Coach“ durchführen (Tun)

Es ist wichtig, dass alle Teilnehmenden in der Ausbildung alle Rollen erleben. Das erhöht den Lerneffekt ungemein. Wenn Du schon eine Ausbildung bei uns gemacht hast, dann kennst Du das Prinzip nur zu gut. Doch es Teilnehmende, die sich bei bestimmten Rollen verweigern, in den Widerstand gehen. Die vermeintlich einfachste Reaktion vom Trainierenden ist: „Du musst auch mal die Rolle als Coach übernehmen, sonst kannst Du das Zertifikat nicht erhalten.“

An dieser Stelle würden wir dem Widerstand mit Widerstand begegnen. Wohin wird das führen? Je nach Person geht die Reaktion von: Wenn es denn sein muss über die innere Kündigung, einem klaren NEIN, bis zur Abmeldung vom Kurs.

Zur Betrachtung der Situation und der Einschätzung des Handelns der Person ist es hilfreich, sich kurz wesentlichen Grundannahmen des NLP in Erinnerung zu rufen.

  • Menschen treffen immer die Wahl, die sie zu diesem Zeitpunkt aus ihrer Sicht für die beste halten.
  • Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht – für die handelnde Person.
  • Für jedes Verhalten gibt es einen Kontext, in dem es sinnvoll war oder ist.

Unter diesen Vorannahmen handelt also der Teilnehmende daher genau richtig. Er / Sie kann gar nicht anders als so zu handeln. In dem Teilnehmenden passiert etwas Wichtiges, was ich von außen als Trainer gar nicht abschätzen kann.

Deshalb ist mein Credo: „Widerstände sind meine Freunde“.

Denn jeder Widerstand ist ein Hinweis des Gegenübers, eines seiner inneren Anteile auf ein nicht beachtetes Problem. Er ist ein Fingerzeig, ein zeitnaher Öko-Check. Alle Beteiligten können nur dankbar sein, dass sich der Widerstand in diesem Prozess gezeigt hat und nicht erst in einer späteren Phase, z.B. wenn der Teilnehmende als Coach in der Übung ist und diese dann wegen z.B. Versagensangst abbrechen muss.

Wenn ich dem Widerstand Widerstand entgegensetze, kommt es im Regelfall zu einer Verstärkung des Widerstands. Es ist sozusagen Nahrung für den Widerstand. Es entsteht mehr negative Energie, Trotz oder die totale Verweigerung (Nein, meine Suppe esse ich nicht). Bei Mitarbeitenden kann man davon ausgehen, dass man ab einen bestimmten Punkt sich als Vorgesetzter zwar vermeintlich durchgesetzt hat, in Wirklichkeit hat man einen Mitarbeitenden verloren.

Aus unserer Sicht gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich auf jeden Widerstand einzugehen und gemeinsam mit dem inneren Anteil, der den Widerstand auslöst, eine Lösung zu finden. Der Weg zur Lösung dauert anscheinend manchmal länger. Wenn ich aber weiß welche Folgen es für meinen Gegenüber haben kann, wenn ich gegen die inneren Anteile, den Widerstand gehe, dann ist das der einzige Weg. Die Themenzentrierte Interaktion (TZI) sagt dazu: Störungen haben Vorrang!

Grundsätzlich gilt es, Widerstand zu respektieren und mit ihm zu arbeiten. Sie treten nie grundlos auf. Er hat einen Nutzen. Wir können grundsätzlich von einer Schutzfunktion ausgehen. Die inneren Wächter schützen den Menschen z.B. vor unbekannten Risiken, zu schnellen Veränderungen oder stellen die Glaubwürdigkeit oder gar die gesamte Veränderung in Frage.

Ein wertschätzender Umgang mit Widerstand zeigt einen wertschätzenden Umgang mit den Menschen und die Grundhaltung des, in diesem Fall, Trainierenden.

Wie erkenne ich Widerstand?

Wenn mein Gegenüber das nicht direkt sagt, kann ich das an der Inkongruenz zwischen der Aussage (Sachinformation) und der Physiologie, der Wortwahl, Syntax, Sprechtempo erkennen. Daher üben wir das in den NLP Ausbildungen auf ganz vielen Ebenen. Wir üben die Wahrnehmung des Gegenübers, wir üben das Meta Modell der Sprache und vieles mehr.

Im Grunde hat das schon Virginia Satir in den 70er Jahren beschrieben, die sogenannten Satir Kategorien. Die fünfte Kategorie ist die Kongruente Reaktionsform.

Im Coaching zeigt sich Widerstand, z.B. dadurch, dass der Coachee

  • der Zugang zu Erinnerungen / Ressourcen fehlt
  • sich kein Ziel finden lässt
  • die inneren Anteile verstummen
  • sich immer im Kreis dreht
  • unglaublich viele Einwände auftauchen
  • verstummt
  • dissoziiert

Eine Herausforderung ist der Umgang mit dem Widerstand, wenn ich mit ihm gehen möchte und nicht gegen ihn. Dabei hilft die Verbindung mit den o.g. NLP Grundannahmen und die Gewissheit, dass die Auseinandersetzung mit dem Widerstand nachhaltig Früchte tragen wird. Es ist auch eine Frage des Respekts und der Wertschätzung der Menschen, dass ich den Widerstand im Gegenüber (oder in mir selbst) ernst nehme und entsprechend handle.

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