Chancen und Risiken beim Einsatz von Objekten im Coaching

Der Werkzeugkoffer der Coaches ist meist reich gefüllt. Im virtuellen Werkzeugkoffer befinden sich meist eine Vielzahl von Coachingformaten und Techniken. Neben bzw. mit den Techniken aus meist verschieden Coachingrichtungen wird gerne auf den Einsatz von Objekten im Coaching zurückgegriffen.

Grundsätzlich stellen sich dabei die Fragen:

  • Welche Kategorien gibt es?
  • Welche Objekte kann ich wie einsetzen?
  • Chancen und Risiken von Objekten im Coaching

Die Bedeutung von Objekten im Coaching

Objekte dienen im Coaching als physische Hilfsmittel, um abstrakte Konzepte, Gedanken oder Gefühle greifbar zu machen und tiefere Einsichten zu ermöglichen. Sie können Emotionen und Erinnerungen hervorrufen, die verbal schwer zu erfassen sind. Sie können ein Gefühlschaos sortieren, die Klientin in einen gewünschten Zustand versetzen bzw. halten oder dienen der Positionierung einer Klientin in diesem Moment.

Objekte im Coaching

Kategorisierung von Coaching-Objekten

Um die Objektarbeit besser beschreiben zu können, möchte ich die Objekte zuerst in Kategorien unterscheiden. Die Kategorien helfen gleich auch den Einsatz in den entsprechenden Situationen zuzuordnen und so die Nutzung zu vereinfachen. Gleichzeitig kann man seine eigenen Erfahrungen mit Objekten im Coaching einsortieren.

  1. Intermediärobjekte (intermediär = lateinisch für „dazwischenliegend, Vermittler“):

Sind Hilfsmittel wie Seile, die dazu dienen, Beziehungen und Abgrenzungen sichtbar zu machen. Sie unterstützen, verdeutlichen, symbolisieren, verlängern Prozesse. Sie sind Angebote zur Fülle, verlängern den Körper, dienen dadurch der Grenzerweiterung und ermöglichen Kontakt ohne direkte Verbindung / Berührung.

Klassische Objekte sind z.B.: Kartensets, Seile, Stöcke, Kissen, …

Beispiele:

  • Ein Seil kann genutzt werden, um die eigene Grenze im außen sichtbar zu machen oder Kontakt aufzunehmen. Ich zeige Dir meine Grenze auf oder ich verbinde mich mit Dir.
  • Mit Hilfe einer Bildkarte, die als Symbol für den aktuellen Gefühlszustand ausgewählt und der Gruppe gezeigt werden.
  1. Übergangsobjekte:

Sind Gegenstände, die den Klienten emotional unterstützen und z.B. Trost spenden. Sie helfen eine Energie oder Haltung in den Alltag mitzunehmen und leichter zu integrieren oder abzugeben.

Klassische Objekte sind z.B.: Symbolkarten, Stöcke, Steine, …

Beispiele:

  • Im Coaching verbindet die Klientin ein positives Gefühl zu ihrem beruflichen Erfolg mit einem Stoffanker. Den Anker kann sie mitnehmen und sich immer wieder damit verbinden.
  • Eine negative Emotion wird auf einem Stück Papier geschrieben, symbolisiert und dann anschließend rituell verbrannt oder an einen Fluss übergeben.
  1. Ankerobjekte:

Sind Objekte wie Karten, die im Raum platziert werden, um bestimmte Gedanken oder Gefühle zu verankern. Im NLP nutzen wir sie häufig um temporär an einer bestimmten Stelle im Raum eine bestimme Qualität zu ankern. Im Raum werden oft selbst beschriebene Zettel genutzt. In der Natur gerne Landmarken (ein Baum, Bachufer, Weggabelung, …).

Beispiele:

  • Im Walt Disney Format werden die Positionen Kritiker, Träumer und Realisierer im Raum aufgebaut.
  • Die „logischen Ebenen der Veränderung“ können im Raum ausgelegt und begangen werden.

Chancen der Objektarbeit

Objekte helfen Klienten, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Eine Karte kann zum Beispiel dazu genutzt werden, einen bestimmten Lebensbereich oder eine Emotion darzustellen, die sonst schwer zu beschreiben ist, wenn die Worte fehlen.

Seile können genutzt werden, um die Beziehungsdynamik in einem Team oder einer Familie darzustellen, wodurch den Klienten ihre Position und die der anderen klarer wird.

Die Objekte können zur Metapher werden. Für Lasten oder als Fundament für Neues verwendet, etwas, was Klienten ermutigt, ihre Situation aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

Risiken und Herausforderungen

Nicht jedes Objekt wird von jedem Klienten gleich interpretiert. Was für den einen ein Symbol für Stärke ist, kann für den anderen eine Last darstellen. Es Bedarf einer Offenheit des Coaches bei der Begleitung der Klientin.

Objekte können starke emotionale Reaktionen hervorrufen, die sorgfältig begleitet und nachbereitet werden müssen, um negative Auswirkungen zu vermeiden.

Ein weiteres Risiko ist, dass Klienten zu stark von physischen Objekten abhängig werden und dadurch der Prozess der inneren Auseinandersetzung und Unabhängigkeit gestört wird.

Es kommt vor, dass die Klientin ein Objekt behalten möchte. Das ist nicht immer der Plan zu Beginn. Da ist es wichtig Klarheit zu haben, welche Objekte man aus der Hand geben möchte und welche nicht. Das muss man vor dem Einsatz wissen. Wenn ich z.b. eine Last loslassen möchte, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Klientin das Objekt beseitigen möchte. Ein Kartenset in dem wichtige Karten fehlen, kann nicht mehr genutzt werden.

Praktische Tipps für den Einsatz von Objekten im Coaching

Wenn man mit Objekten arbeiten möchte, macht es Sinn sich einen großen Fundus anzulegen und diese auch zur Verfügung zu haben.

Bestimmte Objekte haben, vor allem als Intermediärobjekt, gute Möglichkeiten. Daher sollten man besonders in dem Bereich gut vorbereitet sein. Die Idee des Einsatzes eines Seiles oder farbiger Wolle kommt meist vom Coach als Idee in den Raum.

Im Outdoorcoaching werden oft Naturmaterialen genutzt. Der zusätzliche Effekt ist, dass der Klient die Objekte selber findet, die Selbstwirksamkeit oft höher ist.

Beispiel: Einsatz von Seilen

Das Seil bietet viele Möglichkeiten und ist in der Arbeit mit Klienten und in Gruppe einsetzbar. Die Stärke liegt in der optischen Verdeutlichung einer Grenze, die gleichzeitig immer so klein ist, dass nur ein Symbol darstellt, eine Orientierung. Kleine „Seile“ (Schnüre) können auch auf dem Tisch, evtl. mit Figuren, zur Aufstellung eingesetzt werden.

Einsatzmöglichkeiten

1)         Grenze

Das Seil macht die Grenze einer Person sichtbar. Hier ist mein Platz, ich bin sicher. Es kann im Einzelcoaching eingesetzte werden zur Unterstützung der Erfahrung für den Klienten oder in Gruppen. Hier kann dann jeder die Grenzen der anderen sehen und wahrnehmen.

2)         Verbindungslinie

Gegensätze, Polaritäten können durch ein Seil verbunden werden. So gibt es zwischen den vermeintlichen Gegensätzen eine Möglichkeit zu gehen und die Bandbreite der Gefühle zu erkennen.

3)         Linie

Man kann die Timeline als Ganzes mit einem Seil darstellen. Ungeübte haben so mehr Orientierung aber auch mehr Eingrenzung.

Es gibt auch die Möglichkeit mit dem Seil dynamisch den Verlauf eines Teils des Lebens, der eigenen Energie im Verlauf oder eine Beziehung darzustellen.

4)         Feldgrenze

Wenn es im Raum Grenzen geben soll, so ist eine Verdeutlichung durch Seile wunderbar. Das Seil ist flexibel und ich kann alle Formen abstecken. Sollen die Klienten / Teilnehmer den Raum wechseln können, so lässt man eine Öffnung zwischen zwei Seilen.

5)         Kontakt

Ein Kontakt über ein Seil ist zu Beginn eine lockere und doch feste Verbindung. Die Teilnehmenden können dann entscheiden wie sie, spielerisch den Kontakt entwickeln.

6)         Hindernis

Wenn ein Klient einen bestimmten Punkt, eine Grenze nicht überwinden kann, so kann man diese Grenze mit einem Seil darstellen. Steht der Klient nun vor der sichtbaren Grenze, kann zu ganz neuen Assoziationen kommen, was A denn für die Überwindung / Umgehung der Grenze braucht.

Beispiel: Einsatz von Karten

Bilder- oder Postkarten sind im Coaching vielseitig einsetzbar. Sie schaffen durch die Bilder Assoziationen und dadurch innere Bilder und lösen Gefühle aus. Das ist gleichzeitig eine Chance und birgt auch ein Risiko. Die Chance ist, dass Klienten sich durch die Unterstützung der Karte evtl. besser ausdrücken, zeigen können. Das Risiko besteht darin, dass die Motive auf den Karten auch belegte Eindrücke in das Bewusstsein holen könne, die eigentlich nicht zu dem gewünschten Prozess gehören.

Einsatzmöglichkeiten

1)         Was ist jetzt?

Die Karten werden sichtbar auf dem Boden ausgelegt. Zu einer Fragestellung, z.B.: „Wie geht es mir jetzt? Was soll hier heute passieren? …“ wählen die Klienten eine Karte aus und berichten anhand der Karte.

2)         Ideengeber / Assoziationshilfe

Die Karten liegen verdeckt aus. Der Klient, die Gruppe wählen 3 – 5 Karten aus, die sie weiter verdeckt vor sich auslegen. Die Karten werden dann einzeln zu einer Fragestellung umgedreht und als Assoziationshilfe zu der Frage genutzt. In einem Brainstorming wer-den alle Ideen gesammelt und später kann damit weitergearbeitet werden.

3)         Ankern

Zu einem Anker wählt der Klient eine passende Karte oder entwickelt die Karte zu dem Anker selber (Ein Begriff, ein Synonym wird dazu auf die Karte geschrieben, skizziert, gemalt).

4)         Visionskarte

Wie bei 1) aber mit der Frage nach der Vision. „Welche Karte steht für Deine Vision und warum?“ Kann auch mit 3) kombiniert werden.

5)         Vorher – Nachher

Aus den ausgelegten Karten wählt der Klient ein Start- und ein Zielbild für seine gewünschte Veränderung.

6)         Feedbackkarte

Ein Feedback in Form eines Bildes, wahlweise auf der Rückseite noch mit einem Text versehen. In einem kleinen Gespräch persönlich überreicht.

7)         Gruppeneinteilung

Karten werden zu Puzzle zerschnitten. Für jede Gruppe braucht es ein Puzzle mit entsprechender Anzahl von Puzzleteilen. Jeder zieht ein Teil und alle suchen dann ihre Gruppe. Man kann die Bilder auch zum Thema gestalten und hat so gleich einen möglichen Ein-stieg vorbereitet

Ausblick

Objekte im Coaching bieten einzigartige Möglichkeiten zur Vertiefung der Selbstreflexion und Unterstützung von Klienten. Sie bergen jedoch auch Risiken, die durch sorgfältige Planung und ethische Überlegungen minimiert werden können. Wir laden Sie ein, in Ihrer Ausbildung zum Coach den Umgang mit Objekten zu erlernen und zu erforschen, wie diese Werkzeuge Ihre Coaching-Praxis bereichern können. Ihre Erfahrungen und Einsichten sind wertvoll für die ständige Weiterentwicklung dieser Methoden.

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