Das ist, so gesehen, noch ohne ethische Wertung. Zwei einfache Beispiele sollen dies verdeutlichen.
1) Der Spendensammler in der Stadt erzeugt durch geschickte Fragen (Sind Sie nicht auch der Meinung, dass alle Menschen genug zu essen haben sollten? Nach einer positiven Bejahung ist es sehr wahrscheinlich, dass die Bitte um eine Spende von der angesprochenen Person positiv beantwortet wird. Die sogenannte Foot-in-the-door-Technik (das ist KEINE NLP Technik) ist gut erforscht und sehr effektiv.
Aus meiner Sicht eine unethische Manipulation von ahnungslosen Fußgängern.
2) Ein Elternteil ermahnt ein Kind, morgen früh aufzustehen, da es sonst zu spät zur Schule kommt und schlechte Noten bekommt, weil es schon öfter zu spät gekommen ist.
Aus meiner Sicht eine ethisch notwendige Manipulation. Die Eltern, auch Erziehungsberechtigte genannt, haben die Verantwortung für das Kind und die Aufgabe, es zu erziehen.
Damit sind wir auch schon beim Kern der Sache. Ob eine Manipulation ethisch vertretbar oder gar geboten ist, hängt immer davon ab, ob ein Mandat vorliegt. Ein Auftrag bedeutet, dass beide Parteien die Unterstützung einer Verhaltensänderung (Manipulation) vertraglich vereinbart haben oder sie sich aus der Beziehung ergibt.
- Eltern haben einen Erziehungsauftrag
- Ein Vorgesetzter hat den Auftrag, Mitarbeiter zu entwickeln (Arbeitsvertrag)
- Ein Therapeut/Coach wird aufgesucht, um das Verhalten eines Patienten zu ändern.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber es geht um das Wesentliche und das definieren wir in unseren Ausbildungen ganz klar mit den Worten: „KEIN Coaching ohne Auftrag“.
Nun noch ein paar Worte zu NLP. Wenn man NLP lernt, lernt man hochwirksame Techniken, um Veränderungen bei sich selbst und bei anderen Menschen zu bewirken. Die Veränderung von Menschen bedeutet immer auch eine Veränderung ihres Auftretens in ihrem Umfeld. Deshalb ist es sehr wichtig, bei Veränderungen systemisch zu denken. Es reicht nicht, dass ich mich verändern will. Man muss auch immer schauen, was das in meinem Umfeld bewirkt und ob die Veränderung mit diesen Auswirkungen überhaupt die gewollte ist. Zum Beispiel kann es ein Wunsch sein, dass der Kunde seine Meinung sicher vertreten kann. Aber will er das immer und überall? Vielleicht will er das im Gespräch unter Kollegen oder auf dem Sportplatz – im Gespräch mit dem Vorgesetzten gelten vielleicht andere Ziele (z.B. Grenzen sicher erkennen).
Der Vorwurf, NLP sei manipulativ, hat meist zwei Quellen. Zum einen ist es oft die Angst vor dem Unbekannten und zum anderen ist es auch die Erfahrung mit unethischer Anwendung von Kommunikationstechniken. Denn letztlich ist NLP nichts anderes. Eine hochwirksame, weitreichende Kommunikationstechnik. Die Frage ist also nicht, ob NLP manipulativ ist, sondern wie es eingesetzt wird. Genau wie alle anderen Techniken aus anderen Kommunikationstechniken auch.
Die Fragen für NLP Ausbildungen sind u.a., ob in der Ausbildung auch vermittelt wird:
- die immer wieder berechtigte Kritik an der Anwendung von NLP thematisiert?
- Gibt es eine klare ethische Positionierung?
- Was steht bei der Ausbildung im Vordergrund? Der persönliche Nutzen oder die persönliche Entwicklung?
- Geht es in der Ausbildung um den Menschen oder um Techniken?
- Führt die Anwendung von NLP zum Nutzen des Klienten / Gegenübers
Gut und verantwortungsvoll gelehrtes NLP zeigt den Teilnehmenden neue Wege der Wertschätzung und des Miteinanders. Es wird in den Ausbildungen NLP nicht als reinen Technik gelehrt. Wir lehren ein humanistisches Menschenbild, in dem wir verantwortungsvoll mit unseren Gegenüber in Kontakt treten.
NLP ist nicht manipulativ, aber seine Methoden und Techniken können zur Manipulation genutzt werden. Ein gut ausgebildeter NLP´ler ist sich jedoch seiner Verantwortung bewusst und wird NLP ethisch vertretbar anwenden.
Oder wie eine Vermieterin für meine Kurse immer sagt: „Da kommt der mit dem guten NLP!“
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!