Johari-Fenster

Das Johari-Fenster ist ein Konzept aus der Psychologie, das von den amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham im Jahr 1955 entwickelt wurde. Es ist ein Modell, das die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung illustriert und dabei hilft, die Kommunikation und Zusammenarbeit in Gruppen zu verbessern.

Es ist eine Methode zur Förderung des persönlichen Wachstums und zur Verbesserung der Gruppendynamik beim gemeinsamen Lernen und Arbeiten. Bei dem Modell handelt es sich jedoch nicht um eine Theorie zur Beschreibung eines statischen Zustandes, sondern vielmehr um eine Analyse eines stetig fortlaufenden Prozesses. Das Johari-Fenster ist eine visuelle Gegenüberstellung bewusster und unbewusster Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen. Laut Definition zeigt es die Unterschiede zwischen dem, was wir über uns selbst wissen und dem, was andere über uns denken. Durch die Nutzung des Johari Fensters soll das Delta zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung kleiner werden und es soll helfen, dass die eigenen blinden Flecken in der Selbstwahrnehmung geringer werden. Durch den Abgleich des Selbstbildes mit dem Fremdbild wird Feedback ermöglicht, das die persönliche Weiterentwicklung unterstützt.

Die ursprüngliche Methode basiert auf den sogenannten Johari-Adjektiven. Dabei handelt es sich um insgesamt 56 Begriffe, die zur Beschreibung einer Person genutzt werden. Angefangen von A wie akzeptierend, anpassungsfähig oder aufmerksam, über I wie intelligent und introvertiert bis zu W wie witzig oder würdevoll.

Johari-Fenster

öffentliche Bereich

Das erste Feld des Johari-Fensters wird als der öffentliche Bereich bezeichnet. Hierbei handelt es sich um alles, was ein Mensch von sich preisgibt und was ihm selbst und anderen bekannt ist. Dazu zählen äußere Merkmale wie Erscheinungsbild, Umgangsformen oder körperliche Reaktionen, persönliche Eigenschaften wie Ehrgeiz oder Ängstlichkeit sowie innere Haltungen und Einstellungen wie Religiosität, Moral und ethische Werte. Dieser Bereich steht für das freie und offen sichtbare Handeln eines Menschen. Das Fenster enthält alle Dinge, über die man sich selbst im Klaren ist und die auch andere von einem wissen. Hier stimmen Selbstbild und Fremdbild überein, das Handeln ist entsprechend selbstbewusst. Die öffentliche Person wird geprägt von Informationen, die wir anderen gegenüber preisgeben, erzählen oder durch unser Verhalten zeigen. Dazu gehören persönliche Fähigkeiten sowie Teile der Persönlichkeit. Allerdings ist dieser Bereich oft der kleinste – gerade am Anfang, wenn eine Gruppe sich noch nicht lange kennt.

Einige Beispiele für die öffentliche Person sind:

  • Sie sind kein Morgenmensch
  • Sie trinken gerne Tee
  • Sie sind ein Experte im Personalwesen
  • Sie ernähren sich vegan

Fassade – private Person

Das zweite Feld des Johari-Fensters wird als der geheime Bereich bezeichnet. Hierbei handelt es sich um alles, was der Betroffene weiß und kennt, also was ihm bewusst ist, aber anderen entweder unwissentlich nicht zugänglich macht oder bewusst vor ihnen verbirgt. In den Bereich der persönlichen Geheimnisse fallen all die Dinge, die Sie zwar selbst von sich wissen, die dem Umfeld aber verborgen bleiben. Das kann beabsichtigt sein, weil Sie nicht wollen, dass bestimmte Dinge über Sie oder persönliche Schwächen bekannt werden oder es geschieht unbewusst.

In diesen sehr persönlichen Bereich fallen aber auch Wertvorstellungen, religiöse Ansichten, intime Wünsche oder Ängste. Wie groß dieser Bereich ist, hängt stark davon ab, wie sehr Sie anderen Menschen vertrauen. Je größer das Vertrauen, desto weniger Geheimnisse haben Sie1.

Einige Beispiele für persönliche Geheimnisse sind:

  • Angst, den Job zu verlieren
  • Eine Lese- und Rechtschreibschwäche
  • Angst vor sozialer Ablehnung
  • Angst zu versagen
  • Geheime Sehnsüchte und Träume

Unbewusstes

Das dritte Feld des Johari-Fensters wird als der unbewusste Bereich bezeichnet. Hierbei handelt es sich um alles, was weder die Person selbst noch andere Personen über sie wissen. Es ist somit unsichtbar und macht einen weitaus größeren Teil als das Öffentliche aus. Dabei kann es sich um Fähigkeiten und Fertigkeiten handeln oder um Einstellungen und Ansichten. Unbekannt ist alles, was weder dem Betroffenen noch anderen bekannt ist.

Da der weitaus größere Teil der eigenen Persönlichkeit unbekannt, also unbewusst ist, erklärt sich, dass dieser Quadrant einen beträchtlichen Anteil am gesamten Fenster einnimmt. Viele Faktoren, die eine Beziehung zwischen zwei Menschen ausmachen, sind auch in diesem Bereich des Fensters angesiedelt.

Einige Beispiele für den unbewussten Bereich sind:

  • künstlerisches oder musikalisches Talent
  • ungenutzte Begabung
  • unbewusste Gefühle

Blinder Fleck

Das vierte Feld des Johari-Fensters wird als der blinde Fleck bezeichnet. Hierbei handelt es sich um alles, was vom Betroffenen ausgesendet und vom Empfänger wahrgenommen wird, ohne dass sich der Betroffene dessen bewusst ist. Andere erkennen Verhaltensweisen und Merkmale, die der Betroffene bei sich selbst nicht wahrnimmt. Entstehen können solche negativen Unterschiede zum Beispiel durch die Körpersprache: Ihre Gestik und Mimik senden Signale, die Ihnen selbst nicht bewusst sind.

Durch Feedback der Mitmenschen können Informationen vom blinden Fleck in den Quadranten „Öffentlich“ transportiert werden.

Im Positiven: Sie besitzen Stärken, die Ihnen nicht bewusst sind.

Einige Beispiele für den blinden Fleck sind:

  • Sie wirken auf andere sehr sicher
  • Sie haben Vorurteile gegenüber anderen Menschen
  • Unterbewusste Glaubenssätze und Überzeugungen

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