Der Besucher hat kein subjektives Problembewusstsein. Er kommt nicht aus eigenem Antrieb, sondern wird von dritter Seite aus geschickt.
Der Partner, Vorgesetzte sehen Coachingbedarf und schicken den Besucher zum Coach. Im Paarcoaching ist das z.B. der mitgebrachte Partner.
„Meine Frau hat gesagt, dass ich bei Ihnen mal ein paar Sitzungen machen soll. Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll. Wenn es aber für sie wichtig ist, so will ich das machen.“
„Mein Chef möchte, dass ich meine Teamfähigkeit verbessere. Aber ehrlich, ich bin der totale Teamplayer.“
Durch Pacing des Modells der Welt des Coachees kann versucht werden, eine Änderung in der Wahrnehmung herbeizuführen. Sinnvoll können dabei Perspektivwechsel sein. Wenn der Besucher aus Sicht der anderen Beteiligten Personen die Ereignisse schildert, kann zu einer Veränderung der Wahrnehmung kommen.
Sollte es in dem Gespräch weiterhin dabei bleiben, dass der Coachee kein Problembewusstsein hat, so bleibt letztlich keine Alternative als das Coaching zu beenden. Es gibt keinen Auftrag des Besuchers. Ohne Auftrag – kein Coaching*.
Der Klagende hat ein Problembewusstsein, bzw. ein Unwohlsein und kann daher durchaus aus eigenem Antrieb in das Coaching kommen. Das Übel ist, dass er das Problem bei anderen Menschen / Umständen sieht. Es entsteht eine Hilflosigkeit, da die Veränderung aus Sicht des Klagenden nicht in der eigenen Hand liegt. Die Argumentationen kommen oft aus der Opferrolle.
„Bei meinem Chef kann ich machen, was ich will, er wird mich nie befördern. Ich habe da schon alles ausprobiert.“
„Mit meinem Nachbarn kann man nicht in Ruhe leben – er will sich immer nur streiten.“
Über minimale Interventionen und der Fokussierung auf die Wahrnehmung der Veränderung kann der Klagende zum Kunden werden. Einladung zu kleinen Experimenten mit einer Wahrnehmung von Vorher – Nachher können helfen, ebenso ein „Als-Ob-Rahmen“. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Metaphern, die zeigen, dass sich andere Verändern, wenn man bereit ist sein eigenes Verhalten zu verändern.
Verändert der Klagende nicht seine Position, kommt es nicht zu einem Auftrag*.
Der Kunde hat ein Problembewusstsein, bzw. ein Unwohlsein und möchte es lösen. Dafür ist er bereit zu investieren. Es gibt ein Bewusstsein, dass die Chance der Veränderung bei ihm selbst liegt.
Ein klarer Auftrag für ein Coaching*.
Auch wenn ich einen Kunden im Coaching habe, kann sich das jederzeit ändern. Manchmal passiert der Wandel, wenn der Coachee an einem besonderen wichtigen Punkt der Veränderungsarbeit ist. Bevor er sich dann der Veränderung stellt, wird aus dem Kunden urplötzlich ein Klagender.
*In unserem Verständnis kann ein Coaching nur mit einem Auftrag stattfinden. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Wertungen hier eingeflossen.
PS. Aus redaktionellen Gründen habe ich in diesem Artikel nur in die männliche Form gewählt. Wohlwissend, dass das nicht besonders stimmig ist. Leider ist es mir nicht gelungen Begriffe zu finden, die den Text geschlechtergerecht geschrieben, noch lesbar lässt.
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